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Geschichte

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Geschichte

Die Weißblechfabrik wird 1733 mit Privileg von Élisabeth Charlotte, Herzogin von Lothringen, gegründet und von Georges Puton (1679-1737), ehemaliger Ratsherr von Remiremont, gemeinsam mit Jean-Baptiste Villiez und den Kaufmann-Brüdern Coste aus Nancy betrieben.

Die industrielle Aktivität

Weißblech besteht aus weichem Stahl, der gewalzt und verzinnt, also mit einer dünnen Schicht Zinn überzogen wird. Das helle Zinn lässt das Blech »weiß« erscheinen; unbeschichtetes »Schwarzblech« dagegen oxidiert und ist daher matt und sehr dunkel.

Die Weißblechfabrik von Bains-les-Bains liegt im Tal des Flusses Côney, der ihre Hämmer mit Wasserkraft antreibt. Die umliegenden Wälder liefern das Holz und die Kohle, die insbesondere für die Schmieden gebraucht werden.

In der Fabrik werden die angelieferten Roheisen-»Luppen« schrittweise zu Weißblech verarbeitet. Das fertige Produkt wird in Frankreich und ins Ausland verkauft; es dient zur Herstellung von Haushaltsgeräten (Töpfe, Lampen, Wannen etc.), Werkzeugen sowie Schiffsrümpfen. Wegen der geringen Produktionskosten und der großen Haltbarkeit (verzinnter Stahl rostet nicht) ist Weißblech sehr beliebt. Verdrängt wird es erst Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen des Edelstahls.

Schneller Erfolg

Im Lauf der Jahre entstehen zahlreiche Gebäude: 1735 die Kapelle, 1736 die Verzinnerei (anstelle einer älteren von 1733), 1779 eine Kohlelagerhalle (Umbau 1859), Wohnhäuser für Arbeiter und Vorarbeiter, ein Schloss mit 32 Räumen für den Maître de forge (den Fabrikanten Georges Puton), aber auch diverse Nebengebäude und Zweckbauten wie ein unterirdischer Eiskeller, in dem im Winter eingelagertes Eis mehrere Monate überdauerte.

Die meisten Gebäude werden vor dem Tod von Georges Puton fertiggestellt. Die Weißblechfabrik ist sehr erfolgreich. Als einer der wenigen großen Industriestandorte in der Region beschäftigt sie 1764 nahezu 600 Arbeiter, die auch vor Ort wohnen. 1777 entstehen der Kanal und die Gießerei.

In der Folge wechselt die Manufacture mehrfach den Besitzer: Auf Joseph-Antoine Vallet folgt die Familie Falatieu, schließlich Familie Chavane, die vom Weißblech auf die Produktion von Hufnägeln umsteigt. Tatsächlich werden in der Manufacture Royale de Bains die ersten Maschinen zur industriellen Nagelherstellung gebaut (Erfinder: Charles Levy, 1851); sie verhelfen dem Standort zu einer zweiten Blüte.

1914 wird die Nagelfabrik zur Holzschuhfabrik, bevor sie 1951 endgültig schließt.

Neues Leben

Ab diesem Zeitpunkt war die Manufacture eigentlich dem Verfall geweiht. Das verhinderte jedoch ein couragierter Nachkomme der Familie Chavane, der das Anwesen rettete und unter Denkmalschutz stellen ließ. Alle nachfolgenden Besitzer machten das Denkmal der Öffentlichkeit zugänglich und ließen neues Leben einziehen: Die Wohnhäuser wurden renoviert und zu Ferienwohnungen ausgebaut (aktuell ein knappes Dutzend). In den Gebäuden finden inzwischen auch Konzerte, Ausstellungen und Vorträge statt.

Die heutigen Besitzer, Sophie und Frédéric, freuen sich über ihre zahlreichen Ferien- und Kurgäste und machen ihnen auch den Park zugänglich, in dem bemerkenswerte seltene Bäume wachsen wie eine Süntel-Buche und Säulen- oder Pyramideneichen.

Viele namhafte Persönlichkeiten haben sich an diesem außergewöhnlichen Ort aufgehalten. 1824 wurde dort Julie Victoire Daubié geboren, die erste Abiturientin Frankreichs (ihr Vater war Vorarbeiter in der Manufacture); ebenfalls ins Jahr 1824 fiel ein Aufenthalt von Camillo von Cavour, der später bei der Einigung Italiens eine wichtige Rolle spielte.

Seit einigen Jahren ist die Manufacture Royale auch bei Filmemachern als historischer Drehort beliebt. Nach Indigènes (deutsch: Tage des Ruhms) und Maintenant gab sie einen großartigen Rahmen für die Serie Les Combattantes (englisch: Women of War) ab.